3.8.22

Bericht aus Bulgarien (220) - "Montagsdemos"

In Berlin

Die Tradition der Montagsdemo, die heute Montagsspaziergang heißen, gibt es in Bulgarien nicht. Dafür darf ein Protest in Bulgarien Protest heißen und nicht Spaziergang, damit er stattfinden darf. Die Tradition der Montagsdemonstration kommt aus der DDR, und sie geht auf die frühen Achtziger zurück, als man in Leipzig begann Friedensgebete an diesem Wochentag zu organisieren. Im Westen bekannt geworden ist dieser Begriff im Herbst 1989, als die Montagsdemos die Wende einläuteten. Übrigens ist damals niemand auf die Straße gegangen, um sich mit der BRD zu vereinigen, schon gar nicht wieder-zu-vereinigen, so dass man davon ausgehen kann, dass die friedlichen Montagsspaziergänge, beispielsweise auch der in der Lutherstadt Wittenberg, auch diesmal zu einem ganz anderen Ergebnis führen werden, genauso wie damals in der DDR. Was das genau sein wird, das kann heute noch niemand sagen. Eine Möglichkeit ist, und die ist durchaus wahrscheinlich, dass radikale Kräfte den Ton angeben werden, nachdem man Jahre versucht hat und bis heute versucht, friedliche Demonstranten in die rechte Ecke zu drängen. So gesehen ist es auch eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Ich würde es so formulieren: Wer friedliche Demonstranten ignoriert, totschweigt und gar kriminalisiert, muss sich zwangsläufig irgendwann mit Radikalen herumschlagen. Schuld daran haben aber auch diesmal nur die, die bis heute den Dialog verweigern.

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Text TaxiBerlin

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